Ein materialistisches Geschichtsbild übersieht die Macht der Erzählung. Vor allem Marxisten sehen in Erzählungen eine Nebelkerze, mit der die wahren Machtverhältnisse verschleiert werden sollen.
Diese Sichtweise ist zynisch und falsch. Warum haben die USA und Großbritannien gemeinsam den Irak erobert, und nicht die Gasfelder Norwegens? Es gibt keine objektive Definition von Briten, Amerikanern, Norwegern oder Irakis. All diese Identitäten werden durch nationale Mythen geprägt und fortwährend hinterfragt. Warum haben die Schimpansen keine Stämme, Nationen oder Religionen? Schließlich wollen auch sie Sex und Macht. Aber Schimpansen sind nicht in der Lage, sich zu großen Gruppen zusammenzuschließen, weil sie nicht in der Lage sind, Geschichten zu erfinden, die diese Gruppen zusammenhalten und ihre Identitäten und Interessen definieren. Im Widerspruch zum marxistischen Denken sind die großen Identitäten und Interessen der Vergangenheit und Gegenwart immer intersubjektiv - und nie objektiv.
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